Die Adaptierung des historischen Ansitzes „Förthof“ in Stein an der Donau im Zuge einer Implementierung des Komplexes in einen geplanten Hotelneubau machte seit dem Jahr 2016 mehrere archäologische Ausgrabungen notwendig. In den Jahren 2019 bis 2022 wurden die Flächen westlich und östlich des Förthofs, in den Innenräumen und im Innenhof von einem Team der ASINOE GmbH bearbeitet. Die Grabungen erbrachten nicht nur neue Erkenntnisse zur Baugeschichte des Ansitzes, sondern auch zu früheren Siedlungsphasen.
Vor allem auf den Grundstücken neben dem Förthof kamen zahlreiche Spuren eines La-Tène-zeitlichen Siedlungsareals zutage. Da die Fläche sehr nah an der ehemaligen Donauuferzone gelegen war waren einige Strukturen von Hochwassern abgeschwemmt. Grubenhäuser und Öfen lassen einen handwerklich genutzten Bereich vermuten. Eine dichte Steinlage aus teils massiven Bruchsteinen (6,25 x 9,75 m, 60-70m2) und davor liegende Punktfundamente aus Bruchsteinen geben Hinweise auf eine Uferbebauung und -befestigung (Abb. 1). Bemerkenswert ist der Fund von insgesamt zehn Münzen (Regenbogenschüsselchen) in Gold und Silber. Aufgrund der Nähe zum Donauufer ist die Lage zugehöriger Wohnhäuser wohl weiter hangaufwärts am Geländesporn oder im Bereich der Weitung der Steiner Bucht zu vermuten.
Weitere Öfen oder Feuerstellen, die zum Teil aus Bruchsteinen errichtet worden waren, stammen aus einer frühmittelalterlichen Benutzungsphase und auch sechs Körperbestattungen, die im Zuge der Grabungsarbeiten 2019 und 2022 zum Vorschein kam, sind vermutlich ebenfalls in diese Zeit zu setzen.
Der Ansitz Förthof zeigt sich heute als renaissancezeitliche dreiflügelige Anlage, hat jedoch eine Baugeschichte, die bis in das beginnende 13. Jahrhundert zurückreicht. Während bei der Grabung 2019 östlich des Komplexes spätmittelalterliche Nebengebäude und ein am Donauufer gelegenes Fischbecken erfasst werden konnten, wurden in den Jahren 2020-2022 im Innenhof und den Innenräumen Erkenntnisse zur Bauabfolge gewonnen.
Der älteste Baubefund wurde im Innenhof mit dem Grundriss eines Turmes mit den Maßen 10,5 x 10,5 m aufgedeckt. Das aus Bruchsteinen errichtete Fundament kann in das 13 Jh. gesetzt werden und zählt somit zu den ältesten Baustrukturen des Förthofes (Abb. 2). Herausgearbeitet wurde ferner, dass der Südtrakt, der den abgebrochenen Turm überbaute, erst am Ende des Spätmittelalters errichtet wurde und beim renaissancezeitlichen Ausbau mit dem West-Trakt verbunden wurde. Von den spätmittelalterlichen Umbauarbeiten zeugt ein Kalkbrennofen aus dem 14. Jahrhundert mit einem Durchmesser von 4,60 m, der sich an der Schnittstelle zwischen Süd- und Westtrakt befand und im Inneren des Gebäudes erfasst wurde. In das Spätmittelalter datieren ferner eine gemauerte Zisterne, ein Kellerabgang am Nordende des Westtraktes, sowie einige Erdbefunde wie Gruben und Öfen.
Der renaissancezeitliche Ausbau des Komplexes überformte nicht nur die äußere Erscheinung des Gebäudes, etwa durch den Anbau eines Arkadenganges im Innenhof (Abb. 3). Auch Umbauten an den bereits teilweise im Spätmittelalter angelegten Grundstücksmauern wurden zu dieser Zeit vorgenommen. Im 18./19. Jahrhundert wurden direkt westlich des frühneuzeitlichen Abortturmes ein Wirtschaftsgebäude vorgestellt, von dem neben einer Bruchsteinmauer auch der Ziegelfußboden erhalten geblieben war. Weiters sind neuzeitliche Grundstücksmauern, eine Hofeinfahrt und ein Gebäude (5,25 x 5,85 m) im nördlichen Innenhof zu erwähnen, das vermutlich als Stallgebäude genutzt worden war.
Die archäologische Begleitung beim Umbau des Förthofes zeigte sehr eindrucksvoll, dass der Gebäudekomplex an der historischen Überfuhrstelle von Mautern ans nördliche Donauufer sicherlich durch alle Zeiten ein wichtiger Platz entlang des Verkehrswegs der Donau gewesen und dementsprechend rege genutzt worden ist. Mit den Grabungen auf den Parzellen 1506 und 1508 östlich und westlich des Förthofgebäudes konnte zudem ein frühmittelalterlicher und latène-zeitlicher Besiedlungsschwerpunkt entdeckt werden.
Autorinnen: Katharina Kultus, Ute Scholz